Es ist der 12. August, 09:50 Uhr am Morgen, die Sonne scheint, der Wetterbericht sagt Temperaturen bis 35 Grad Celsius voraus und ich habe schon wieder einmal das Bike neben mir und mein bestes Radoutfit an. Ich blicke mich um und sehe unzählige hochmotivierte Biker, neben mir steht Chris, wenige Meter hinter den Absperrgitter des Startblocks A der Sprecher, dessen Worte aus den Lautsprechern donnern, und direkt vor mir drei Reihen mit Startern aus der deutschen Bike-Elite: Karl Platt, Simon Stibjan, Markus Kaufmann, Stefan Sahm, Tim Böhme, und und und…
Bis grade eben war ich noch recht entspannt, immerhin ist das nicht mein erstes Etappenrennen. Aber jetzt so kurz vorm Start bin ich dann doch etwas nervös und mein Puls schießt hoch auf 121 Schläge pro Minute. Mein Ziel: Durchkommen, nicht wie vor 2 Jahren bei der 1. Etappe wegen Rahmenbruch aus dem Rennen ausscheiden. Und wenn ich durchkomme, dann pro Etappe nicht mehr als 1 Stunde auf die Spitze verlieren und eine Platzierung unter den ersten 60 wäre super.
Um 10:00 Uhr fällt schließlich der Startschuss zur 10. Auflage der Trans Schwarzwald. 5 Etappen, 423,5km und 10680Hm erwarten mich, Chris und die Anderen 448 Starter. Die ersten 5 km seine neutralisiert, d.h. das Starterfeld fährt in gemäßigtem Tempo hinter einem vorausfahrenden Auto hinterher und darf dieses nicht überholen. Erst wenn wir die Stadt verlassen haben wird das Rennen dann offiziell eröffnet und das Feld kann sich entzerren. Dicht an dicht drängeln sich von hinten gestartete Fahrer nach vorn. Dass dann schon mal Reifen tauschiert werden, Lenker sich kurz verhaken und zu Beinahestürzen führen ist völlig normal. Doch schon ziemlich schnell nach der Eröffnung des Rennens entzerrt sich das Fahrerfeld und es bilden sich kleinere und Größere Grüppchen. Um mich herum hat sich eine 20 Köpfchen Gruppe gebildet. Wir müssten die erste Größe Verfolgergruppe nach der großen Spitzengruppe mit den Profis sein, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Nach und nach fallen Fahrer nach hinten aus der Gruppe raus, sie können das hohe Tempo nicht halten. Mit Sicherheit tragen die unerträglich heißen Temperaturen und die Diatanz von 122km auch ihren Teil dazu. Ich falle schließlich mit zwei anderen Fahrern bei km 85 aus der bis dahin 8 köpfigen Gruppe heraus. Wir bleiben zusammen und werden schließlich an einem Anstieg von einer Dame eingeholt. Ich muss zweimal hingucken bis ich es glauben kann. Es ist Sabine Spitz, DIE deutsche MTB-Fahrerin schlechthin. Am Berg hat sie immerhin mega Druck auf dem Pedal. Doch in der Abfahrt und im Flachen können wir immer wieder heranfahren. So kommt es schließlich, dass ich die Ziellinie mit der Damen-Siegerin überquere. Ich bin k.o., platt, müde, leer. Aber im selben Moment bin ich auch Stolz und sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich hole mir ein Stück Nusskuchen, eine Banane und eine eiskalte Cola und setze mich auf den Bordstein hinter dem Zielbereich. Ich warte auf Felix und Christoph.
Das Prozedere ist an diesem Tag wie all die anderen Tage auch. Zum Lager fahren (zumeist eine Turnhalle in der Nähe), Tasche suchen, duschen, Schlafplätze einrichten, Bike putzen und in den Bike-Park zur „Übernachtung“ bringen, zum Abendessen gehen, Riesen Portionen Nudeln in sich hineinstopfen, dazu einen Salat, dabei der Stimme des Moderators und Veranstalters lauschen, die die Tagessiegerehrungen vornehmen und die Tücken der folgendem Etappe präsentieren, und anschließend ins Camp und Schlafen.
Morgens fühlen wir uns in der Regel nicht gut. Die Beine sind leer, der Hintern schmerzt und die Nacht war viel zu kurz (weil mal wieder wer geschnarcht hat). Trotzdem raffen wir uns auf und stehen jeden Morgen um kurz vor 9 aufs neue im Startblock.
Die nachfolgenden Etappen verlaufen gut. Während das Wetter stetig etwas schlechter wird, kommen Felix und Chris mir jeden Tag ein Stückchen näher. Auf der 4. Etappe passiert es schließlich, der erste Defekt. Wieder einmal war ich in der Gruppe um Sabine herum, als mir eine Speiche am Hinterrad riss. Ich musste anhalten, prüfen wie stark der Schaden ist und könnte dann mit einem eiernden Hinterrad weiter fahren. Allerdings nun ohne Gruppe und ohne das nötige Vertrauen ins Material. Ich verlor schließlich 5 Minuten durch den Defekt.
Im Ziel kamen Chris und Felix deutlich eher nach mir rein als sonst. Ein Mechaniker aus dem supportenden Bikeshop konnte mir notdürftig das Hinterrad mit einer nicht ganz passenden Speiche reparieren, sodass ich auch am Tag danach an den Start gehen konnte.
Auf der finalen Etappe war es jedoch das Wetter, was mich nicht so richtig ins Rennen finden lies. Erst nach knapp 25km konnte ich Anschluss an eine dreiköpfige Gruppe halten. Alle anderen Gruppen musste ich an dem Tag ziehen lassen. Und das waren so einige. Dir Steile und lange Zielanstieg ließ meinen Körper schließlich auf Temperaturen kommen und ich konnte noch einige Plätze gut machen.
Folgende Zeiten und Platzierungen konnte ich über genannte Distanzen und Höhenmeter einfahren:
[table “” not found /]Alles in allem ein tolles Rennen, tolle Leute, auch ein wenig Urlaub Dank Chris und Felix, mit denen auch mal nach dem Rennen ein Cappuccino getrunken oder Eis gegessen werden konnte. Danke an euch!
Und vielen Dank an alle, die die Daumen gedrückt und das Rennen im Netz verfolgt haben. Oft wusstet ihr eher über Zeiten, Abstände und Platzierungen Bescheid als wir.
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